Mit dem Berufsnavigator in die Zukunft

Mit dem Berufsnavigator in die Zukunft

Kaum eine Entscheidung ist für junge Menschen wichtiger als die Wahl der richtigen Ausbildung und des passenden Berufsbildes. Dabei reicht die Unterstützung durch Elternhaus und Schule allein meist nicht aus. Notwendig ist ein rechtzeitiges und fundiertes Angebot der beruflichen Orientierung und Beratung. Eine wichtige Hilfe ist dabei der „Berufsnavigator“, der ab dieser Woche als Kooperationsprojekt in Trägerschaft des Kreises Coesfeld mit der Agentur für Arbeit startet und u.a. auch von der VR-Bank Westmünsterland unterstützt wird.

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Die Rotarier Christian Endler, Jochen Theisen und Dr. Willi Ross (v.l.n.r.; vordere Reihe), Landrat Konrad Püning, Thomas Borgert von der VR-Bank Westmünsterland, Rotarier Dr. Stefan Stocks und Siegfried Leschniok, Leiter Arbeitsagentur Coesfeld (zweite Reihe), sowie weitere Kooperationspartner trafen sich im Kreishaus.

Landrat Konrad Püning begrüßte bei der Auftaktveranstaltung Vertreter mehrerer Rotary-Clubs und Volksbanken aus dem Kreis Coesfeld sowie der örtlichen Agentur für Arbeit und der Berufsnavigator GmbH. Im Schuljahr 2008/2009 fördern die Partner ein kreisweites Erprobungsprojekt zur Studien- und Berufsorientierung von Schülerinnen und Schülern an ausgewählten Schulen des Kreisgebietes – unter Einsatz des Verfahrens „Berufsnavigator“ (BN) und mit einem Gesamtbetrag von 80.000 EURO. Das von der Hamburger Berufsnavigator GmbH entwickelte computergestützte Programm verschafft den Teilnehmern eine Übersicht ihrer persönlichen Stärken, auf denen basierend dann individuelle Berufsempfehlungen ausgesprochen werden. Die Besonderheit gegenüber anderen Verfahren zur Kompetenzfeststellung besteht in drei Punkten: Es erfolgt die eigene und auch die gegenseitige Bewertung der Stärken, Schwächen und Neigungen der Schülerinnen und Schüler in sogenannten Peer-Groups, also in prägenden Gruppen von Gleichaltrigen. Anschließend werden sie mit den Ergebnissen nicht allein gelassen, sondern durch hierfür besonders ausgebildete Berufspraktiker weitergehend beraten. Zudem wird das Verfahren als Kompaktangebot an einem einzigen Tag durchgeführt, was die Belastung des schulischen Alttages reduziert und die Effizienz erhöht.

Als Geschäftsführer der Berufsnavigator GmbH konnte Jürgen Hort von großen Erfolgen berichten. Neben zahlreichen Regionen insbesondere in Süddeutschland und Niedersachsen werde der Berufsnavigator auch im Münsterland verstärkt zum Einsatz kommen. „Inzwischen haben wir sogar sehr konkrete Anfragen aus England und Irland. Selbst aus dem arabischen Raum ist Interesse an mich herangetragen worden“, berichtet Hort nicht ohne Stolz.

Grundsätzlich möglich gemacht wurde und wird das Vorhaben im Kreis Coesfeld durch das Engagement der gemeinnützigen Rotary-Clubs Coesfeld, Coesfeld-Baumberge und Lüdinghausen: Sie werden das Gesamtprojekt unentgeltlich organisieren und begleiten – und hatten bereits im vorherigen Schuljahr ein erstes Pilotprojekt initiiert und auch gefördert. „Das war ein großer Erfolg, wie die überaus positive Rückmeldung der circa 780 beteiligten Schüler an elf Schulen im Kreis Coesfeld gezeigt hat“, betonte Landrat Konrad Püning – und dankte namentlich dem Rotarier Jochen Theisen, der auch im Rahmen der jetzigen Neuauflage die Projektorganisation federführend übernommen hat.

„Das Selbstverständnis der Rotarierer, als Service-Club zu agieren, ist Ausgangspunkt für diesen Einsatz“, berichtete Christian Endler, Präsident des Rotary-Clubs Coesfeld Baumberge. Dabei habe man sich besonders dem Ziel verschrieben, allen Jugendlichen – unabhängig vom wirtschaftlichem Status – zu einer systematischen Form der Berufsorientierung zu verhelfen. Zu oft habe in der Vergangenheit der Zufall über die Ausbildungswahl entschieden. Der durch spätere Abbrüche und anschließende Frustration verursachte Schaden für den Einzelnen, aber auch für die Allgemeinheit sei vermeidbar.

Einen weiteren besonderen Dank sprach Landrat Püning den anwesenden Vertretern der VR-Bank Westmünsterland, der Volksbank Baumberge und der Volksbank Lüdinghausen aus, mit deren Fördermitteln in Höhe von rund 20.000 EURO das Vorhaben deutlich erweitert werden konnte. Im laufenden Schuljahr werden nun ca. 1.700 Schüler an 20 Schulen im Kreisgebiet durch den Berufsnavigator bei der Berufs- und Studienorientierung unterstützt. Die Tests finden im Verlauf der nächsten zwei Monate in den Stufen 9 bzw. 12 an Haupt-, Real- und Gesamtschulen sowie an Gymnasien statt. Werner Termersch, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Baumberge, verbindet das Engagement mit der gesamtgesellschaftlichen Verpflichtung der Genossenschaftsbanken. „Die Beteiligung an einem solchen, von mehreren regionalen Partnern getragenen Projekt bietet unsern Häusern eine hervorragende Konstellation, um diesem Anspruch nachzukommen.“ Auch die eigenen Erfahrungen bei der Suche nach Nachwuchskräften habe die Dringlichkeit dieser Thematik deutlich gemacht. Wichtig sei jedoch auch, dass die Schüler einen Eigenbeitrag zu entrichten hätten (5 EURO / Test).

Auch Siegfried Leschniok, Leiter der Agentur für Arbeit Coesfeld, sieht in dem Berufsnavigator einen wichtigen Baustein der Berufsorientierung im Kreis. Diese Tatsache und die Bereitschaft des Kreises, sich hier zu engagieren, sei Ausgangspunkt für die Förderung der Arbeitsagentur gewesen. Unabdingbar sei jedoch, das Instrument mit den bestehenden Beratungsangeboten in seinem Haus zu verknüpfen: „Für einen Großteil der Schüler ist die weitere Begleitung auf dem Weg bis zur Vermittlung in eine Ausbildung oder zur Aufnahme eines Hochschulstudiums außerordentlich wichtig. Daher erhält jeder Testteilnehmer ein Merkblatt der Arbeitsagentur mit Hinweisen und Kontaktadressen. Außerdem wurde unter Einhaltung des Datenschutzes abgesichert, dass die Testergebnisse für unsere Berufsberater verfügbar sind.“

Der Adressatenkreis für dieses Angebot wird dabei im Kreis Coesfeld noch lange groß bleiben, erläuterte Landrat Püning: „Die Altersgruppe der Jugendlichen ab 14 Jahren hat sich in den vergangenen Jahren im Kreis Coesfeld stark vergrößert und wird auch mittelfristig auf einem hohen Niveau bleiben.“ Spätestens in dieser Altersgruppe setze die Berufsorientierung für Schülerinnen und Schüler an. Mit dem jetzt angestoßenen Projekt erhalte diese Aufgabe eine deutliche Aufwertung. Dabei sei das Interesse der Schulen außerordentlich groß. Inzwischen sei von dort der Wunsch an den Kreis herangetragen worden, hieraus ein Dauerangebot zu machen. Dies müsse jedoch politisch beraten und entschieden werden, wenn die konkreten Ergebnisse aus dem jetzigen Projekt vorlägen. Weitere Voraussetzung für eine Fortsetzung sei, das Projekt auch künftig in Kooperation zu tragen, womit der Landrat zum Abschluss deutliche Erwartungen an die Runde richtete.


Quelle: Pressestelle Kreis Coesfeld