Schüler wollen der Windkraft Flügel verleihen

Schüler wollen der Windkraft Flügel verleihen

Coesfeld.

Erneuerbarer Energie Flügel verleihen, das möchten Schülerinnen und Schüler des Pictorius-Berufskollegs in Coesfeld. Sie wollen deshalb ein Kunstprojekt zur Windkraft auf den Weg bringen. Im Rahmen der Regionale 2016 soll auf einer Fläche von 30.000 Quadratmetern im westlichen Münsterland eine Installation von Windrädern Gestalt annehmen. Projektpartner ist das Künstlerdorf Schöppingen. Die Mikro-Windanlagen stellen die Jugendlichen des Berufskollegs aber nicht allein her, sondern rufen Klassen anderer Schulen auf, sich an der Aktion zu beteiligen.

Damit sich weitere junge Leute mit der Aufgabe vertraut machen können und wichtige Informationen zu den technischen Fragen erhalten, haben die Pictorius-Schüler einen Experimentierkoffer aufgelegt. Er bietet den mitwirkenden Jugendlichen vielerlei Möglichkeiten, um sich physikalische Zusammenhänge der Windenergie selbst zu erschließen. Zehn solcher Koffer haben die Pictorius-Schüler hergestellt und setzen darauf, dass mit den Materialien auch neuartige Rotorformen entwickelt werden.
Um möglichst viele Menschen über den Fortgang des Windkraftprojekts zu informieren, werden die Berufskolleg-Schüler eine Webcam auf dem Kornfeld installieren. Die Webcam soll im Sommer 2016 Bilder der geplanten Landart-Installation in die Galerieräume des Künstlerdorfes Schöppingen und in Internet übertragen. Die erforderliche Energie für den Betrieb der Kamera liefert eine Kleinwindanlage. Diese Kleinwindanlage haben die Schülerinnen und Schüler des Pictorius-Berufskollegs als ersten Preis im landesweiten Wettbewerb „Schulen machen Wind“ in der Kategorie „Berufkolleg“ gewonnen.

Zur Finanzierung des Projektes präsentierten die Schüler das Projekt auf der Crowdfunding-Seite Ecocrowd, die die Deutsche Umweltstiftung ins Leben gerufen hat. Die Akteure sagen über sich selbst, dass aus dieser Seite eine Bewegung entstanden ist, „die sich für mehr Nachhaltigkeit einsetzt und mit spannenden Projekten zeigt, dass Nachhaltigkeit Spaß macht und erlebbar ist.“ Ecocrowd ist zudem ein Ort im Netz, an dem über nachhaltige Ideen und Vorschläge diskutiert wird. Die VR Westmünsterland Bildungsinitiative beteiligt sich maßgeblich an der Finanzierung, so dass „der Sprung über die Ziellinie von 3.000 Euro bei Ecocrowd“ gelang, wie es im Internetauftritt heißt.

Mit der Kunstaktion wollen sich die Coesfelder Jugendlichen in die Debatte über die Zukunft der Windenergie einschalten. Dabei nehmen die Schüler die Kritik auf, wonach die Anlagen häufig das Landschaftsbild beeinträchtigen, formulieren aber als Leitfrage, wie mit Hilfe der Windräder Gegenden auch rein optisch aufgewertet werden können. Ferner wenden sich die Schüler auch der Frage zu, wie man nachfolgende Generationen motivieren kann, sich mit regenerativen Energiequellen auseinanderzusetzen.

Drei Fragen an Markus Wengrzik, Abteilungsleiter Fachbereich Gestaltungstechnik am Pictorius-Berufkolleg und Herbert Thesing, Werkstattlehrer für Bau- und Holztechnik:
1. Wie kam die Idee zu dem Kunstprojekt zustande?
Wir haben uns regelmäßig im Lehrerzimmer über Windenergie unterhalten. Als wir im Frühjahr 2013 erfuhren, dass das Künstlerdorf Schöppingen als „Kraftfeld Künstlerdorf“ in der Regionale 2016 im westlichen Münsterland eingebunden ist, kamen wir auf die Idee, zum Thema Windkraft mit dabei zu sein. Wir nahmen mit Vertretern der Regionale und mit dem Künstlerdorf Schöppingen Kontakt auf und die waren begeistert von unserer Idee - ... und dann kam der Stein ins Rollen. Nach ersten Vorüberlegungen im Laufe der Sommerferien 2013 starteten wir mit unseren Schülerinnen und Schülern im Herbst 2013.

2. Wie sieht das Engagement der Schüler aus und welche Aufgaben erfüllen sie?
Mittlerweile sind Schülerinnen und Schüler fast aller Bildungsgänge, die am Pictorius-Berufskolleg angeboten werden, in die Projektarbeit eingebunden. So wurde zum Beispiel die Experimentierstation, die wir den am Projekt teilnehmenden Schulen zur Verfügung stellen wollen, im Rahmen des fachpraktischen Unterrichts des Berufsgrundschuljahres der Fachrichtungen Bau- und Holztechnik, Elektrotechnik und Metalltechnik hergestellt. Eine Arbeitsgruppe der Fachschule für Maschinentechnik hat einen Windkanal entwickelt und gebaut, mithilfe dessen später die von den Schülerinnen und Schülern gebauten Windanlagen getestet werden können.

Die gestaltungstechnischen Assistentinnen und Assistenten haben das Layout für eine Projektdokumentation und Bedienungsanleitungen für die Experimentierstation entworfen. Eine Arbeitsgruppe der Fachschule für Elektrotechnik hat an der Programmierung der oben schon erwähnten Webcam gearbeitet, die von unserer Kleinwindanlage betrieben werden kann. Die Webcam soll im Sommer 2016 Bilder der geplanten Landart-Installation in die Galerieräume des Künstlerdorfes Schöppingen und in Internet übertragen.

Auch Kolleginnen und Kollegen, die in den allgemeinbildenden Fächern unterrichten, sind zunehmend begeisterte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unserem Projekt und entwickeln dabei immer mehr Ideen für die Einbindung ihres Unterrichts in die Projektarbeit: So hatte eine Klasse im vergangenen Jahr im Rahmen des Deutsch-Unterrichts einen Presseartikel über unseren Erfolg beim Wettbewerb „Schulen machen Wind“ im Mai 2014 verfasst. Eine weitere Klasse hat im Rahmen des Englisch-Unterrichts eine englische Untertitelung eines Videos erarbeitet, das unsere Projektarbeit auf der Crowdfunding-Plattform www.ecocrowd.de präsentiert hat.

Natürlich gibt es auch außerunterrichtliche Aktivitäten: So haben sich einzelne Schülerinnen und Schüler aller am Projekt beteiligten Bildungsgänge in Kooperation mit einem Filmteam der Regionale 2016 an der Entwicklung und an den Dreharbeiten für das Video beteiligt. Im September 2014 hatten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, im Rahmen des 25-jährigen Jubiläums des Künstlerdorfs Schöppingen, den bisherigen Stand unserer Projektarbeit einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. Einige Schüler erklärten sich sogar bereit an einem Sonntag als Repräsentanten zur Verfügung zu stehen.

3. Wo und wie können sich interessierte Klassen melden, wenn sie ebenfalls Windräder auf dem Kornfeld bauen wollen?
Wir laden ganz herzlich alle Schülerinnen und Schüler der Region ein, ein eigenes Windrad zu bauen und damit Teil des Künstlerkollektivs der geplanten Landart-Installation zu werden.
Wer Interesse hat, dabei zu sein, kann sich gerne an die Projektkoordinatoren vom Pictorius-Berufskolleg wenden: www.pictorius.de